Pfarrgemeinderat – Neustart

Die katholische Kirche in Deutschland, so manches Bistum und viele Kirchengemeinden erleben aktuell gravierende Veränderungen. Kirchenaustritte sowie mehr Verstorbene als Neugetaufte lassen die personelle und finanzielle Basis schrumpfen. Die Gottesdienste wurden bereits vor Corona nur noch von ca. 5 – 10 % der Katholiken besucht. Die Entwicklungen zu größeren Gemeindeverbänden verändern das Zusammenleben und -wirken zunehmend. Die eigentlich befreiende Botschaft Jesu kommt nicht mehr an – sowohl in der Gesellschaft wie auch bei vielen Christen. Diesen besonderen Herausforderungen müssen sich Pfarrgemeinderäte stellen. Aktuelle Mitglieder und die, die sich neu zur Wahl stellen, sollten sich dieser Problematiken bewusst sein und wissen, was sie wollen und wie sie die Weichen für die künftige Gestaltung des Gemeindelebens stellen. Deshalb habe ich einige Vorschläge formuliert, die für eine Neuausrichtung und für einen Gemeindeaufbau stehen.

1. Gemeindeversammlung vor der Wahl

Damit die Wählerinnen und Wähler sich informieren können, welches Programm und welche Ideen die jeweiligen Kandidatinnen und Kandidaten vertreten und die Gemeinde auch ein Votum darüber abgeben kann, welche Schwerpunkte sie sich für die nächste Amtszeit des PGR wünscht, wird vor der Wahl eine Gemeindeversammlung abgehalten.

2. Jährliche Gemeindeversammlungen

Mindestens einmal pro Jahr wird eine Gemeindeversammlung einberufen, in der der PGR die Gemeindeglieder darüber informiert, was in der Zwischenzeit erreicht wurde. Weiterhin sollen hier Wünsche von der Basis geäußert und möglicherweise Stellungnahmen zu aktuellen Themen in Kirche und Gesellschaft abgestimmt werden.

3. Diakonischer Schwerpunkt

Damit das Engagement der Gemeinde nach außen mit Leben gefüllt wird, wird der Pfarrgemeinderat in Abstimmung mit der Gemeindeversammlung diakonische Schwerpunkte setzen, die die Liebe Gottes für die Menschen – möglichst im örtlichen Umfeld – sichtbar macht.

4. Die Gottesdienste

sind das Aushängeschild einer Gemeinde. Deshalb wird sehr viel Zeit und Mühe darauf verwandt, diese in moderner Sprache und mit ansprechender Musik auszugestalten. Die Predigten sind so ausgerichtet, dass sie zu einem erfüllten und gelingenden Leben ermutigen und beitragen. Dazu werden Predigt- oder Gottesdienstteams gebildet, die gemeinsam mit den Predigern die Botschaft vorbereiten. Vor und nach den Sonntagsgottesdiensten werden Begrüßungsteams die Besucher willkommen heißen und es gibt die Möglichkeit, bei Getränken und Gebäck ins Gespräch zu kommen. Für Kinder gibt es zu den Gottesdiensten eine kind- und altersgerechte Parallelveranstaltung.

5. Gemeinschaft von Gemeinschaften 

Verbundenheit mit der Kirche geschieht vor allem durch Verbundenheit mit einer Gemeinschaft – einem Freundeskreis, in dem sich die Mitglieder persönlich kennen, sich gegenseitig unterstützen und sich auch über ihren Glauben austauschen. Deshalb werden die vorhandenen Gemeinschaften oder Kreise unterstützt und organisatorisch verknüpft. Die Gruppen entwickeln eine offene Willkommenshaltung für Neumitglieder, damit diese sich auf- und angenommen fühlen. Die Leiter oder Leitungsteams dieser Gruppen treffen sich mindestens zweimal pro Jahr zu einem Austausch und werden durch Schulungen vor Ort unterstützt.

6. Charismen und Verantwortung

Alle Christen sind Tempel des Heiligen Geistes. Sie sind untereinander gleichberechtigt und haben einen ganz persönlichen Sendungsauftrag und eine ganz persönliche Verantwortung, ihre Gaben in der Gemeinde und in der Gesellschaft einzubringen. Deshalb werden in der Gemeinde regelmäßig Charismen-Seminare angeboten, damit möglichst alle Christinnen und Christen ihre Gaben und Verantwortungen erkennen und einbringen. Darauf wird in den Predigten hingewiesen und es wird zur Teilnahme aufgefordert.

7. Glaubensgespräche

Monatlich werden offene Glaubensgesprächsabende oder -wochenenden angeboten, in denen aktuelle Themen und persönliche Glaubensfragen offen angesprochen werden.

8. Finanzielle Transparenz

Damit der Pfarrgemeinderat handlungsfähig ist, benötigt er eine Übersicht über die für pastorale Anliegen verfügbaren Finanzen, damit pastorale oder kommunikationstechnische Schwerpunkte gesetzt werden können. Dazu wird vom Kirchenvorstand eine solche Übersicht mit 3-monatiger Aktualität zur Verfügung gestellt.


Alle diese Punkte werden nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können. Wachstum benötigt Zeit aber auch ein gutes Klima und viel Dünger. Darum ist es zwingend notwendig, dass ein solches Programm zur Erneuerung der Gemeinde vom leitenden Pfarrer gewollt und mit dem Seelsorgeteam abgestimmt ist, damit es von ihnen vorangebracht wird.


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